Menschliches Leben ist kompliziert und komplex – wir sind kompliziert und komplex. Und wir alle haben unsere ganz individuellen und in der Regel unbewussten Strategien, mit den Schwierigkeiten des Lebens umzugehen. Diese Strategien, die wir in der in der frühen Kindheit erlernen, haben auf der einen Seite dafür gesorgt, dass wir heute noch leben (sie waren also auch erfolgreich), verbauen uns jedoch gleichzeitig alternative und ebenfalls wichtige Handlungsweisen.
Habe ich beispielsweise gelernt, nur durch Leistung „liebenswert“ zu sein, Anerkennung zu erhalten, so habe ich evtl. in meinem Leben wichtige Erfolge durch meine Fähigkeit zur Anstrengung erzielt. Jedoch kann ich schlecht regenerieren, da „faulenzen“ für mich ein unbewusst-verbotenes Verhalten ist und eine Gefahr für mein Ansehen darstellt.
Dieser beschriebene innerpsychische Mechanismus führt auf Dauer zu einer psychischen und/oder physischen Überforderung mit einem starken Leidensdruck, da ich diesen Zustand mit den mir „erlaubten“ Mitteln (z.B. noch mehr Anstrengung) nicht positiv verändern kann. Eine solche Kombination von Leidensdruck und Ohnmacht ist oft der Türöffner für die erste Psychotherapie. In einer „guten“ Psychotherapie können dann die oftmals unbewussten innerpsychischen Muster erkannt, verstanden und schrittweise verändert werden (siehe „inhaltlicher Ablauf der Psychotherapie).